von Horst Glameyer
Wie alles im Leben hat auch die Welt der Kunst ihre Licht- und Schattenseiten, zu den Letzteren gehören neben dem Kunstraub die Kunstfälschungen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, geht es dabei um Geld, oft um viel Geld.
Ist die Büste der Nofretete eine Fälschung?
Die weltberühmte Büste der ägyptischen Königin Nofretete entstand in den Jahren 1353 – 1336 v. Chr. als Pharao Echnaton über Ägypten herrschte. Entdeckt wurde sie vor 100 Jahren im Dezember 1912 bei Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft unter der Leitung von Ludwig Borchardt. Man fand sie in der Werkstatt des Oberbildhauers Thutmosis in Tell el-Armana und sie wurde bei der späteren Teilung der Ausgrabungsfunde den Deutschen überlassen. Heute gehört sie der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und ist auf der Berliner Museumsinsel zu bewundern. Ihren Wert schätzt man auf etwa 400 Millionen Euro. Nach einem Gerücht des Jahres 1980 zu urteilen, ließ Ludwig Borchardt die Büste fälschen. Noch 2009 war davon die Rede, die Büste sei erst im 20. Jahrhundert entstanden. Inzwischen sind diese Fälschungsvorwürfe nicht länger haltbar. Auch eine Rückgabe der Büste an Ägypten bleibt ausgeschlossen.
Kunstwerke als Kapitalanlage.
Wer die schwindelerregenden Summen verfolgt hat, die nicht selten bei Versteigerungen von Kunstwerken in den Auktionshäusern von Sotheby und Christie erzielt wurden, wird sich kaum wundern, wenn Fälscher versuchen, mit ihren „Werken“ daran Anteil zu haben..
Nicht nur Gemälde und Skulpturen, auch Evangeliare aus dem Mittelalter oder lange Zeit verschollene Manuskripte und Partituren berühmter Dichter und Komponisten können als Kapitalanlage dienen und mitunter für viele Jahre in Tresoren verschwinden. Natürlich gibt es auch leidenschaftliche Sammler von Kunstgegenständen, die Gefahr laufen, statt des Originals eine Fälschung zu erwerben.
Kunstfälschungen in neuerer Zeit
Geht man davon aus, dass mehr als die Hälfte aller auf dem Kunstmarkt gehandelten Kunstwerke im Verdacht stehen, gefälscht oder falschen Künstlern zugeschrieben zu sein, so werden mit diesen Kunstbetrügereien beträchtliche Gewinne erzielt. Die Werke Salvadore Dalis sollen unter Fälschern besonders beliebt sein. Eine große Blamage für die angesehenen Kunstkritiker war nach dem Zweiten Weltkrieg der Fall Lothar Malskat. Bei Restaurationsarbeiten „entdeckte“ er in der Lübecker Marienkirche gotische Wandgemälde, die er während dieser Arbeiten selbst geschaffen hatte. „Jahrhunderte blicken auf uns herab!“ rühmte man sie, bis sie als Fälschungen entlarvt und wieder übertüncht wurden.
Lange Zeit unvergessen werden auch die von Konrad Kujau gefälschten Hitler-Tagebücher bleiben, die er der Zeitschrift stern für mehr als 9 Millionen DM verkaufte.
Die erfundene „Sammlung Jägers“
Im Jahre 2011 erregte der Prozess gegen Wolfgang Beltracchi, seine Ehefrau und zwei weitere Angeklagte großes Aufsehen. Für etwa 16 Millionen Euro konnten sie ihre Fälschungen verkaufen, die angeblich aus einer Sammlung Jägers .stammten, die es gar nicht gab. Gut gelungene Fälschungen großer Meisterwerke erfordern von den Fälschern ein hohes Maß an künstlerischen Fähigkeiten und technischem Wissen, um selbst erfahrene Kunstkenner betrügen zu können.
Kunstraub
Ganz anders verhält es sich mit dem Kunstraub, bei dem das Original entwendet wird, gelegentlich sogar im Auftrag eines fanatischen Kunstsammlers. Die Wiederbeschaffung des Kunstwerks erfolgt dann mitunter im Interesse einer Versicherungsgesellschaft mit Hilfe ihrer Agenten ohne polizeiliche Mitwirkung zu finanziell erträglichen Bedingungen.
Raubkunst
Bei den Werken der Raubkunst handelt es sich dagegen um Kunstwerke, die im Krieg staatlich angeordneten Beutezügen zum Opfer fielen. Manchmal werden sie nach Kriegsende gar nicht oder erst nach langen Verhandlungen den rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben. Häufig wurden sie als Reparationsleistung oder einfach zur Bereicherung eines Kriegsherren aus staatlichen Museen und Privatsammlungen in militärisch besetzten Gebieten entwendet. Wie man sieht, gibt es neben dem ehrlichen Kunstliebhaber noch viele andere Kunstinteressierte, die auf ihre Art Gefallen an Kunstwerken finden.
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