Die erste Welle der Frauenbewegung und ihre Pionierinnen

von Roma Szczocarz

„ Wenn die Frau das Recht hat, das Schafott zu besteigen, muss sie auch das Recht haben, die Rednertribüne zu besteigen“ sagte Olympe de Gouges im 18. Jahrhundert. Die Frauenbewegung, sowie Frauenrechtsbewegung sind eine globale soziale Bewegungen, die sich für die Rechte von Frauen und die Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Stellung einsetzen.

Anfänge der Frauenbewegung

Erst in der bürgerlichen Gesellschaft, gegen Ende des 18. Jahrhunderts, wurde der Ruf nach gleichen Rechten für  Frauen laut: „Von Natur aus gleich“. Die Ursachen: In der bürgerlichen Gesellschaft hatten die Frauen eingeschränkte Bildungsmöglichkeiten, keine Verfügungsgewalt über ihr Eigentum, sie konnten auch keine Verträge unterzeichnen und keine Arbeit ohne Einverständnis des Mannes aufnehmen. Auch im Scheidungs- und Sorgerecht für die Kinder wurden die Frauen benachteiligt. Am Anfang hatten sich die Frauen als Bürgerinnen gesellschaftliche Nischen geschaffen, in denen sie kulturellen, ökonomischen und politischen Einfluss ausüben konnten.

Moderne Frauenrechtsbewegung

Karikatur Frauenbewegung

Die erste Welle der modernen Frauenbewegung (Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des Ersten Weltkrieges) kämpfte für die grundsätzlichen  Rechte der Frauen.
Die Ziele der ersten Welle waren: Recht auf Erwerbsarbeit, Bildung, aktives und passives Engagement für eine Gesellschaft auf neuer sittlicher Grundlage.
Die Frau war primär als Gattin und Mutter definiert, Familie als ein Raum ihrer sozialen Tätigkeit.
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Drei Strömungen

Leiterinnen in Deutschland

Die Schwäche der damaligen Frauenrechtsbewegung war vielfältig. In den deutschsprachigen Ländern dominierten drei wesentliche Richtungen: Die bürgerlich- gemäßigte  Frauenbewegung, die zunächst für das Kommunalwahlrecht, für eine Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten für Frauen und auch für die Anerkennung der Erwerbsarbeit von Frauen eintreten wollte.
Der bürgerlich-radikale Flügel strebte das volle Frauenwahlrecht, also auch das Recht auf Zugang zu den Universitäten an.
Die sozialistische Frauenbewegung um Clara Zetkin hatte die gleichen Ziele wie die bürgerlich-radikale, aber die Akzente waren anders verteilt.

„ Erkühne dich, weise zu sein“ (Friedrich Schiller)

Henriette Goldschmidt

Eine der Pionierinnen der ersten Welle der bürgerlich-gemäßigten Frauenbewegung war die Sozialpädagogin Henriette Goldschmidt.
Henriette Goldschmidt setzte sich für gleiche Bildungschancen für
Mädchen und Frauen sowie deren gleichberechtigte Teilnahme am öffentlichen
Leben ein. Immer wieder appellierte sie an die Frauen, aus ihrer Passivität
herauszutreten.

„ Leben ist Streben“ (Henriette Goldschmidt (1865))

Henriette Goldschmidt kam als Henriette Benas am 23. November 1825 im ostpreußischen Krotoschin (Posen) zur Welt. Die Quellen sagen, dass ihr Vater,
ein jüdischer Kaufmann früh ihr politisches Interesse weckte, indem er jeden
Morgen am Familientisch aus der Breslauer Zeitung vorlas. 1853 heiratete Henriette
einen Neffen ihres Vaters, Rabbiner Dr. Abraham Goldschmidt aus Warschau.
Als ihr Mann eine Stellung bei der jüdischen Gemeinde in Leipzig annahm,
siedelte die Familie dorthin um. Damals galt Leipzig als Wiege der deutschen
Frauenbewegung. In Leipzig hatte Henriette die prominenten Frauenrechtlerinnen Louise Otto-Peters und Auguste Schmidt kennen gelernt. Zusammen mit ihnen beteiligte sie sich an der Gründung des „ Allgemeinen Deutschen Frauenvereins“(1865)

Link zum Leben und Wirken der beiden Frauen

„ Kommt und lasst uns unsern Kindern leben“ (Friedrich Fröbel)

Emblem der Hochschule

Henriette Goldschmidt fand die Ideen Fröbels faszinierend, sie machte einen
weiteren Schritt, um die modernen, sozialen Ideen zu realisieren. Die Geschichte erzählt:
Bei einem Spaziergang durch die Straßen Leipzigs entdeckte Henriette Goldschmidt ganz zufällig einen Kindergarten, von dessen pädagogischer Wichtigkeit sie sofort überzeugt war. Angeregt durch die neue Idee der öffentlichen Institution Kindergarten und die Fröbelsche Erziehungslehre gründete Henriette den „Verein für Familien- und Volkserziehung“ (1871). Im Namen des Vereins konnte sie ein halbes Jahr später den ersten Volkskindergarten nach den Erziehungsmodellen Fröbels eröffnen.
Dann gründete H. Goldschmidt 1872 ein „Seminar für Kindergärtnerinnen“, 1878  das „Lyzeum für Damen“. Aber erst 1911 konnte sie ihren Lebenstraum realisieren, eine „Hochschule für Frauen“ in Leipzig“ zu eröffnen. Das war ein großer Erfolg für sie und andere namenlose Pionierinnen der Frauenbewegung in Leipzig. So erreichte sie, was sie unter dem Motto “Leben ist Streben“ immer angestrebt  hathttp://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Fr%C3%B6bel: Nämlich
die Bildungsmöglichkeiten für die weibliche Jugend vom Kindergarten bis
zur Hochschule zu schaffen.

Weitere Informationen über Fröbels Ideen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Fröbel

http://www.froebel-gruppe.de/

Schlussgedanken

Im Alter von 94 Jahren endete Henriette Goldschmidt schaffensreiches Leben. Heute kann man sagen, dass sie einen Meilenstein für die Bildung der Frauen und Mädchen setzte.
Die Frau, die durch eine Stiefmutter, die Analphabetin war, erzogen wurde, die mit 14 Jahren ihre schulische Ausbildung abgeschlossen hat, die aus der kleinen Stadt Krotoschin in der Provinz Posen stammte, wurde das Synonym der beruflichen Emanzipation des weiblichen Geschlechts. Ihre Idee, so wie die  „Hochschule für Frauen in Leipzig“ trägt seit 1991 den Namen “Fachschule für Sozialpädagogik Henriette Goldschmidt“. Ihr Motto „Leben ist Streben“ könnte auch für uns, die Frauen des 21. Jahrhunderts akzeptabel und annehmbar sein.
„Feminismus ist die Theorie und Frauenbewegung die Praxis“ sagte Sigrid Metz- Goeckel (2003).