Das Automobil – gestern und heute

von Maja Prée

Das Jahr 1886 gilt mit dem Bau des Ben –Patent-Motorwagens Nummer 1 vom deutschen Erfinder Carl Benz als das Geburtsjahr des Automobils. Er bildete die Grundlage für die Entwicklung des Autos, mit dem wir uns heute so selbstverständlich fortbewegen.

Wandlungen

Das Auto feiert damit in diesem Jahr seinen 128. Geburtstag. Bereits zuvor gab es Versuche, motorisierte Gefährte zu bauen. Und mit nur drei Rädern ausgestattet, entsprach der erste Motorwagen auch nicht ganz dem heutigen vierrädrigen Fahrzeug, mit dem wir uns sicher und gern durch die Lande bewegen. Aber es bildete die Grundlage für eine sich zur „Massenware“ entwickelnden Technik.
In punkto Technik, Karosserie und Fahrkomfort liegen zwischen damals und heute Welten. Breit ist das Angebot vom kleinen Personenwagen über die Luxuslimousine, Transportmittel Bus bis hin zu den großen Nutzfahrzeugen (LKW), die eine Länge von 18,75 m erreichen können.

Meine ersten Begegnungen mit dem Trabant

Ich bin in Zwickau aufgewachsen. Diese Stadt ist mit dem Automobilbau eng verbunden. Bereits 1904 wurden hier bei Horch Luxusautomobile hergestellt. Seit 1957 wurde in Zwickau der Trabant gebaut. Der Name soll aus dem Slawischen stammen. Trabant – der Begleiter. Und das wurde er, für viele ein unentbehrlicher Begleiter. Für uns war der „Trabbi“ das, was für viele der Volkswagen war. In den Ferien arbeiteten wir als Schüler im VEB Sachsenring und verdienten uns dort einiges zum Taschengeld hinzu. Viele machten dann dort ihre Ausbildung und blieben dem Werk treu. Ich sah vieles in der Produktion, lernte technische Details kennen und ahnte, wie viel Arbeit in so einem Auto steckt. Und ich finde die Entwicklung des Automobils interessant und spannend, ist sie doch noch lange nicht an ihrem Ende angekommen.

Was habe ich bei der Entwicklung des Autos bewußt miterlebt?

Wie war das mit unserer „Rennpappe“, „überdachter Zündkerze“, „Asphaltblase“ oder wie auch immer, meist scherzhaft liebevoll, unser Trabbi genannt wurde. Die Karosserie wurde aus baumwollverstärktem Phenoplast hergestellt und auf das Chassis aufgebracht. Eine Alternative zu den Metallkarossen. Die ersten Autokarossen waren dagegen aus Holz oder Leder hergestellt worden. Erst später kamen die oftmals auch sehr formschön gestalteten Modelle, deren Linienführung heute noch die Oldtimer Fans begeistert. Bei den ersten Fahrzeugen gab es wohl auch noch kein Verdeck. Unvorstellbar bei unseren Witterungsverhältnissen, wo wir an jedem Tag geschützt in unserem Auto unterwegs sein möchten.

Für uns kamen die Veränderungen nur langsam

Der 26 PS starke 2 Takt Motor des Trabant brachte uns nur mit Geschwindigkeiten bis zu 100 km/h ans Ziel. Mehr wäre bei diesem kleinen Fahrzeug wohl auch nicht zu vertreten gewesen. Die eckige Form unseres Trabant 601 mit den nach oben ragenden Spitzen der Blinklichter am Heck machten das Einparken angenehm einfach. Der Blick nach hinten zeigte einem geübten Autofahrer schnell wie viel Platz er noch hatte. Jetzt habe ich Abstandssensoren in meinem Auto, die mir im Rückspiegel zeigen ob/oder wie viel Platz ich noch habe. Ich bin nach 1989 gern die Autos mit stufenlosem Heck gefahren. Hier konnte man ganz gut abschätzen, wie groß der Abstand zum dahinter parkenden ist. Jetzt verändern die Spiegel oftmals die Wahrnehmung, und ich muss mich auf die Technik verlassen (können). Solange sie funktioniert ist es ja okay. Aber ich bin der Fahrer des Autos und verantwortlich wenn etwas passiert. Also sind meine früheren Erfahrungen durchaus von Vorteil. Ungewohnt stelle ich mir dagegen eine Kamera fürs Rückwärtsfahren vor, die Anzeige der Sensoren empfinde ich als ausreichend.

Lüftung, Kühlung, Klimaanlage

In unserem Trabbi gab es ein Klappdach neben der Luftzufuhr – was natürlich im Sommer angenehm war – schon eine Luxusausführung. Jetzt sind die Fahrzeuge klimatisiert. Man kann sich die gewünschte Temperatur einstellen. Im Winter sind  Sitzheizungen äußerst angenehm, mir bieten sie gleich noch einen Wohlfühleffekt wenn ich im Rücken total verspannt in mein Auto steige. Aktive Bewegung wäre zwar die bessere Alternative. Aber ich denke oft, dass wir Menschen unsere zwei Beine gegen vier Räder eingetauscht haben.
Kommen wir noch mal zurück zur Temperierung unseres Autos. Natürlich gab es in unserem Trabbi auch ein Warmluftgebläse. Inwieweit das steuerbar war, weiß ich nicht mehr. Nur gekühlt werden konnte der Kleine nicht. Da wurde im Sommer dann das Fenster geöffnet, und dann wurde die sowieso nicht besondere Akustik unseres Autoradios vollkommen übertönt von den Fahrgeräusche, die von außen hereindrangen.

Das Autoradio

Der Sender wurde mittels Suchlauf per Drehknopf gesucht. Bei anderen neueren Automodellen gab es dann den automatischen Sendersuchlauf und die Möglichkeit der Speicherung des Senders. Die Senderanzeige erfolgte mittels der Frequenzangabe oder dank des gespeicherten Namens des Radiosenders. In meinem jetzigen Auto ist man wieder zu etwas Nostalgie zurückgekehrt. Ich musste schmunzeln, als ich das den früheren Radios nachgebildete Display sah. Mit Senderangabe und senkrechtem roten Balken, der dort steht wo der Sender ist. Es gefällt mir. Hat was.
Das erste Autoradio – robust gegen Erschütterungen – wurde 1922 gebaut. Der erste Einbau im Armaturenbrett fand 1949 statt. Heutzutage sind Magnetbandkassetten als Bestandteil eines Autoradios schon wieder passè. Man hat ein CD-Laufwerk oder nutzt den USB-Stick, um im Auto seine Lieblingsmusik zu hören. Verkehrsfunk schaltet sich, wenn eingestellt, ganz selbstverständlich dazwischen. Manchmal störend – aber letztendlich sinnvoll.

Was mein Autoradio noch kann

Radio

Die Anzeigefläche meines Autoradios wird in meinem Fahrzeug gleichzeitig für das Navigationssystem genutzt. Und es ist mittels Bluetooth mit meinem Handy gekoppelt. Ich brauche keine gesonderte Freisprechanlage mehr.
Früher haben wir unsere Route mit der Karte geplant und uns dann nach den Wegweisern gerichtet. Meist lag ein dicker Atlas mit im Auto, in dem man im Notfall nachschlagen konnte. Oder der Beifahrer, meist die Beifahrerin, hatte die Landkarte auf dem Schoß und musste dem Fahrer sagen, wo es lang geht.
Haben Sie schon mal darauf geachtet, dass es kaum noch Antennen an den Autos gibt? Diese langen Stäbe, die vorne neben dem Motorraum nach oben ragten. Man konnte sie einschieben, bei luxuriöseren Autos zog sich die Antenne auch selber ein. Später gab es die kurzen, die hinten auf dem Heck aufgeschraubt waren und die bei der Autowäsche abgeschraubt werden mussten. Die Limousinen bekamen dann so eine kleine Haifischflosse hinten aufs Heck, sah auch gut aus. Mein jetziges Auto hat gar keine äußere Antenne mehr. Sie ist wohl in der Karosserie gut eingebaut. Radio – und Handyempfang sind super.

Das Navigationssystem

Navigationssystem

Seit 1990 gibt es GPS gestützte Navigationssysteme. Das erste wurde von Pioneer entwickelt. Serienmäßig eingebaut wurde es ab 1994 im 7er BMW. Heutzutage kann man sich das Navigationssystem in jedes Auto einbauen lassen oder kauft sich ein Mobiles. Die Systeme können Umleitungsrouten im Bedarfsfall berechnen, je nach vorhandenem Kartenmaterial können Sehenswürdigkeiten, Gaststätten, Tankstellen, Krankenhäuser oder andere POIs (Points of Interests) angezeigt werden. Trotzdem werden wir davor gewarnt, dem Navigationssystem blind zu vertrauen. Gerade wenn es den kürzesten und schnellsten Weg anbietet, kann es durchaus mal über holprige und enge Straßen gehen. Es wurde von dem Auto erzählt, das auf einmal im Fluss stand oder von dem LKW, der sich im Wald festgefahren hatte. Es ist also auch hier ratsam, immer den gesunden Menschenverstand mit zu Rate zu ziehen. Trotzdem freue ich mich, wenn das Navi mit mir redet und mir erzählt, wann ich ungefähr ankomme oder mir sagt, dass ich die Autobahn jetzt verlassen muss. 

Spielereien oder sinnvoll?

Anzeige

Es gibt noch andere schöne „Spielereien“, die ich jetzt in meinem Auto habe. Ich kann mir meinen momentanen Spritverbrauch anzeigen lassen, den Durchschnittsverbrauch während der aktuellen Fahrt oder seit dem letzten Tanken. Der Bordcomputer berechnet mir die Reichweite für das im Tank befindliche Benzin, je nachdem wie schnell ich fahre, und ich bekomme Empfehlungen in einen höheren oder niedrigeren Gang zu schalten. Ich denke, die meisten unserer Leser haben wie ich gelernt, das Auto nach Gehör und Drehzahl zu fahren. Jetzt schalte ich auf Grund der Empfehlungen meines neuen Autos schon mal eher. Gerade beim augenblicklichen Spritverbrauch kann man sehen, wie bereits wenige Millimeter des Rücknehmens des Fußes vom Gaspedal bei oftmals gleicher Geschwindigkeit sich positiv auf den Spritverbrauch auswirken. Letztendlich ein paar Kilometer mehr Reichweite mit der Tankfüllung für mich.

Bequemlichkeit

In den Zeiten, als wir unseren Trabbi noch fuhren, waren wir recht jung und man hielt die Federung des Autos nicht für so wichtig. Ich bin älter geworden und schätze einen bequemen Sitz, gute Federung, angenehme Ein- und Ausstiegshöhen beim Auto. Ja, der kleine 26 PS starke Motor des Trabi brachte ja auch keine Höchstgeschwindigkeiten. Die 100 km/h schafften wir meist nur mit Rückenwind – sagten wir jedenfalls. Aber wir spürten auch jede Bodenwelle deutlicher. Heute liegen die Autos ganz anders auf der Straße und fahren schneller. Jetzt freue ich mich, wenn ich auf einem komfortablen Autositz mit rückenfreundlich geformter Lehne und für den Kopf wohltuend einstellbaren Kopfstützen längere Touren meistern kann. Man kommt einfach entspannter an. Autofahren macht mir wieder Spaß. Auch wenn es wegen des immer noch zunehmenden Straßenverkehrs echte Arbeit bedeutet.

Technisches

Bisher habe ich von Veränderungen geschrieben, die ich vor allem im Inneren des Autos als sehr angenehm empfinde. Technische Verbesserungen empfinden wir Frauen ja oft als angenehm, registrieren sie aber nicht so bewusst. Wir nehmen sie an, so möchte ich sagen. Sehr aufgefallen war mir der Unterschied bei Servolenkung und Bremskraftverstärker. Wenn man jahrelang ein Auto ohne Bremskraftverstärker gefahren ist, hat man sich darauf eingestellt. Das ist etwas, was ich auf keinen Fall mehr missen möchte.
Servolenkung gibt es bereits seit 1951, die elektronische Benzineinspritzung seit 1967, seit 1974 den Autokatalysator und seit 1995 das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP).

Epilog

Es ist unmöglich, alles was die Entwicklung des Autos ausmacht, in einem Artikel festzuhalten. Der unten stehende Link gibt jedem die Möglichkeit, selbst noch einmal über technische Details oder die Geschichte des Autos nachzulesen. Seit vergangenem Oktober fahre ich ein Fahrzeug der Kompaktklasse (früher untere Mittelklasse). Viele Jahre fuhr ich einen Kleinwagen. Schon alleine die Entwicklungsarbeit und der Unterschied, der in der Ausstattung zwischen beiden Fahrzeugen zu finden ist, ist beeindruckend. An Sicherheit haben alle unsere Fahrzeuge enorm gewonnen. Den Abstandsassistenten hatte ich noch nicht erwähnt, den Einparkassistenten, der bereit ist mein Auto für mich einzuparken und so vieles mehr. Ein Dank an all die, die zur Entwicklung unserer modernen Fahrzeuge beigetragen haben.

Link

Die Geschichte des Automobils