von Hildegard Keller
„Es ist ein Thema, das die Zustimmung Aller erfordert und deshalb gesamtgesellschaftliche Bedeutung besitzt“.
Begriffsklärung
Inklusion ist der lateinischen Sprache entnommen und bedeutet ursprünglich in der Mineralogie Einschluss. Ein solcher Einschluss entsteht, wenn vorhandene Mineralnadeln von einem anderen Mineral eingeschlossen werden und mit ihm wachsen. Besonders bei Quarz kommt es häufig zu kleineren oder größeren Inklusionen. Bekannt ist der Hämatit (Blutstein).
In der Pädagogik bezeichnet Inklusion den Zusammenschluss aller zu Unterrichtenden. Damit soll jeder das für ihn höchstmögliche Bildungsziel erreichen können.
Inklusion und Schule
Die Schule ist in unseren Kulturkreisen meist der Ort, an dem Kinder in Gruppen auf das Leben vorbereitet werden.
Durch Inklusion wandelt sich sowohl die Art des Unterrichtes als auch die Rolle der Unterrichtenden. Wissen wird nicht mehr vorgetragen, sondern von den einzelnen Schülern erworben. Lehrer und Lehrerinnen begleiten und unterstützen diesen Prozess.
Feste, klassengebundene Lehrpläne entfallen, jedes Kind hat seinen eigenen „Lernplan“.
lernen.jpg; Wir lernen
Das klingt zunächst befremdlich. In einer Untersuchung hat sich jedoch gezeigt, dass mit dem Wachsen der Erfahrungen die Bejahung des inklusiven Unterrichtes zunimmt und den Schluss zulässt: Je mehr Inklusion realisiert wird, umso positiver wird die Arbeitsweise von den Unterrichtenden bejaht und begleitet.
Quelle: Stangl, W. Abulie.Lexikon für Psychologie und Pädagogik
Inklusion auf dem Weg
Inklusion hat die Einbindung aller Menschen in allen Lebenslagen zum Ziel. Sie ist nicht auf Schule beschränkt.
Inklusion hat schon Höhen und Tiefen überwunden. Während der menschenverachtenden Epoche des „Dritten Reiches“ hatte nur noch die „Herrenklasse“ Existenzberechtigung. Ihr folgte eine Zeit der Verwahrung für Menschen mit Handikap. Allerdings ist die negative Deutung des Begriffes hier fehl am Platze. In dieser Zeit wurden spezielle Einrichtungen mit besonders geschultem Personal für die Betreuung Behinderter geschaffen. Leider bedeutete das fehlende Teilhabe am Gemeinwesen und somit fehlende Verbundenheit mit der Gemeinschaft. Heute kennen wir den Begriff der Inklusion. Er hat eine weitreichende Bedeutung und
steckt noch immer in den Kinderschuhen. Es ist noch ein weiter Weg bis wir die richtige Schuhgröße gefunden haben.
Menschenrechte für jeden
Inklusion bedeutet: Alle Menschen haben die gleichen Rechte. Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Sprache und anderer Merkmale benachteiligt oder bevorzugt werden.
Am 10. Dezember 1948 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen erstmals Menschenrechte in einer Resolution anerkannt. In den folgenden Jahren wurden diese Rechte für bestimmte Gruppen konkretisiert. So gibt es etwa die UN-Kinderrechtskonvention oder das Übereinkommen über die Rechte von Behinderten. Im Artikel 3 unseres Grundgesetzes sind sie festgeschrieben.
1994 wurde dieses Übereinkommen mit der neuen Verfassung für das vereinte Deutschland bindend. Behinderung ist somit eine Bürgerrechtsfrage und kein medizinisches Problem von Betroffenen.
Aussagen zur Menschenrechtskonvention
Mit der UN-Menschenrechtskonvention ist ein Abkommen geschaffen worden, zu dem sich Deutschland und bisher 152 weitere Staaten bekennen. Durch die Unterzeichnung verpflichten sich diese Staaten, die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben zu unterstützen. Der Benachteiligung von Menschen mit Behinderung soll damit ein Ende gesetzt werden. Ein erster großer Schritt nach vorn ist damit im Jahr 2006 von der Generalversammlung der UN getan worden.
Einige Kernpunkte der UN-Konvention
-Barrieren abschaffen in Städten, an Gebäuden, bei Transportmitteln, im Internet, in der Sprache. Was das bedeutet, wäre ein eigener Beitrag.
-Selbstbestimmtes Leben ermöglichen, etwa durch Unterstützungsangebote bei der freien Wahl von Wohnart und Wohnort.
-Gleiche Rechte für alle. Dazu gehören:
das Recht auf Bildung und Erziehung in einer Schule für alle, das Recht auf Arbeit in einem offenen und inklusiven Arbeitsmarkt.
-Keine Entmündigung oder Ausgrenzung von der Gemeinschaft.
Die aktuelle Situation in Deutschland
Wir haben zwar Regelungen, Gesetze und auch Projekte zur Inklusion von Menschen mit Behinderung, doch zu einer gleichberechtigten Gesellschaft ist es noch ein weiter Weg.
Inklusion auf dem Weg, die große Herausforderung
Beteiligung der Menschen mit Behinderung
Die Konvention wurde gemeinsam mit Menschen mit Behinderung erstellt. So soll sie auch umgesetzt werden. „Nichts über uns ohne uns“ ist die Meinung der Behinderten.
Beteiligung der Bundesregierung
Im Sommer 2011 hat die Bundesregierung einen 10-Jahres-Plan beschossen. Rund 2200 Vorhaben, Projekte und Aktionen sollen in Angriff genommen werden. Nun gilt es, diese Vorhaben in die Tat umzusetzen. Allein kann das die Bundesregierung nicht leisten.
Wir,die Gemeinschaft sind/ist gefragt
Nur wenn alle mitmachen, kann sich etwas ändern, kann die Benachteiligung von Menschen mit Behinderung ein Ende finden.
Anmerkung zu den Bildern:
Alle Bilder sind der Mediathek von Aktion Mensch entnommen und zur Verwendung frei verfügbar.
Links
Die Menschenrechte-Gesamtdarstellung
Taubstumme Preisträgerin des Menschenrechtspreises