Von Elisabeth Grupp
Den Sinn von Bräuchen möchte ich am Beispiel des Textes des Buches „Der kleine Prinz“ darlegen.
Der Dialog zwischen Fuchs und Prinz
Am nächsten Morgen kam der kleine Prinz zurück: „Es wäre besser gewesen, du wärst zur selben Stunde wiedergekommen“, sagte der Fuchs. „Wenn du zum Beispiel um vier Uhr nachmittags kommst, kann ich um drei Uhr anfangen, glücklich zu sein. Je mehr die Zeit vergeht, umso glücklicher werde ich mich fühlen. Um vier Uhr werde ich mich schon aufregen und beunruhigen; ich werde erfahren, wie teuer das Glück ist. Wenn du aber irgendwann kommst, kann ich nie wissen, wann mein Herz sich erwärmen kann … Es muss feste Bräuche geben.“
„Was ist ein fester Brauch“, fragte der kleine Prinz
Der Fuchs erzählte ihm eine Geschichte. In einem Dorf gibt es einen Jäger, der immer in den Weinbergen spazieren geht, um sie zu bewachen. An einem Tag in der Woche, nämlich einem Donnerstag, geht er in das Dorf, um mit den Mädchen zu tanzen. Dieser Tag bedeutet für mich einen Tag der Freiheit für mein Leben. Würde der Jäger die Tage wechseln, könnte ich nicht mehr am Donnerstag in den Weinberg gehen. Das ist also ein fester Brauch.
Was bedeuten Bräuche?
Bräuche sind Ausdruck der Tradition. Sie sind entstanden von Menschen, die etwas ausdrücken und an einer Gewohnheit festhalten wollen. Gute Bräuche erzeugen in uns ein Hochgefühl und wollen Wärme und Glück lang anhaltend ausstrahlen.
Auf der anderen Seite sind sie im trägen Dahinfließen alltäglicher Gegebenheiten etwas aufregend Einmaliges, das aus dem gewöhnlichen Trott ausbricht. Es geht in ihnen immer auch bei allen Wandlungen, denen Bräuche unterliegen, um das Aktivsein in einer Gemeinschaft.
Lieder und Märchen
Auch Lieder und Märchen vermitteln meiner Ansicht nach feste Bräuche und geben Werte von Gut und Böse wieder, an denen sich Kinder orientieren können. Die Kultur und das Brauchtum eines Landes spiegeln sich in seinen Liedern und Geschichten wieder.
Bundespräsident Horst Köhler sagte: “Märchen transportieren eine Lehre, die unabhängig von dem Ort und der Zeit, in der sie entstanden sind, immer wieder dieselbe ist. So sind Märchen zwar erfundene Geschichten, aber keineswegs nur Kindersache.“
Johann Gottfried Herder sagte: “Ein Kind, dem nie Märchen erzählt worden sind, wird ein Stück Feld in seinem Gemüt behalten, das in späteren Jahren nicht mehr angebaut werden kann.“
Ein Brauch (von althochdeutsch bruh, Nutzen, auch Usus, von lateinisch uti, gebrauchen) ist also eine regelmäßig wiederkehrende soziale Handlung, für die sich eine Bewahrung lohnt.