ViLE-Gruppe Lübeck
Bei unserem Projekt „Ein Blick auf unsere Nachbarn“ interessierte sich ViLE-Lübeck auch für die Küche unserer Nachbarländer. Was dabei herauskam, will ich in gekürzter Form berichten.
Belgien
Nach dem Alphabet steht Belgien an erster Stelle. Das Nationalgericht Belgiens heißt Moules frites (Miesmuscheln mit Fritten) und ist von Ostende bis Arlon im ganzen Land verbreitet. Es besteht aus frischen, zumeist im Topf kredenzten Miesmuscheln in Gemüsesud, zu denen Pommes frites gereicht werden.
Es gibt weitere Spezialitäten. Waterzooi (flämisch, etwa „wässriges Durcheinander“) ist ein bekannter Eintopf und gilt als flämisches Nationalgericht.
Eine in Belgien beliebte Spezialität ist die Lütticher Waffel, die aus einem schweren Hefeteig hergestellt und mit leicht schmelzendem Perlzucker gefüllt ist. Man kann sie oft an Straßenständen kaufen.
Nicht vergessen darf man den Limburger, ein Käse. Er riecht sehr stark, aber seine Liebhaber schätzen ihn wegen seines aromatischen und würzigen Geschmacks.
Das belgische Bier, das nicht immer nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut wird, bietet eine große Auswahl. Es gibt mehr als 300 belgische Biere.
Dänemark
Bei Dänemark denkt man zuerst an das Smørrebrød, das eigentlich nichts anderes ist als ein belegtes Butterbrot. Jedoch ist es beinahe schon eine Kunst für sich: Eine Scheibe Grau- oder Weißbrot wird dick mit Butter bestrichen und reichlich belegt, z. B. mit Salat, Schinken, Roastbeef, gebratenen Schollenfilets, Krabben, Lachs oder Hering, und mit Gewürzgurken, Zwiebelringen, Mayonnaise, Meerrettich oder Remoulade verziert. Es gibt unzählige Smørrebrød–Variationen. Traditionell isst man es am frühen Vormittag zum zweiten Frühstück (Frokost) oder als leichtes Mittagessen.
Die Hauptmahlzeit in Dänemark ist das „middag“, das, anders als der Name vermuten lässt, abends gegen 18 oder 19 Uhr eingenommen wird. Zum „middag“ wird umfangreich und warm gegessen, und die ganze Familie trifft sich. Zu diesem Abendessen wird dann serviert, was Land und Meer hergeben, vor allem Fisch in vielen Variationen.
Da die dänische Küche äußerst kalorienreich ist, empfiehlt es sich, nach alter dänischer Sitte nach dem Essen einen Schnaps wie „Gammel Dansk“ (Kräuterschnaps) oder „Aalborg Aquavit“ (Klarer Schnaps mit Kümmelaroma) als Verdauungshilfe zu trinken.
Frankreich
Traditionell spielt das Essen und Trinken im Leben der Franzosen eine große Rolle. Nicht selten besteht eine Mahlzeit aus mindestens fünf köstlichen Gängen und den dazu passenden Weinen. Die wichtigsten Mahlzeiten sind das Abendessen und das Sonntagsessen mit der ganzen Familie. Im einfachsten Fall besteht das typische Menü aus drei Gängen: Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise. Dazu wird Baguettebrot gereicht. Kartoffeln gelten als Gemüse, nicht als Sättigungsbeilage! Ein fünfgängiges Menü bietet zwischen Vorspeise und Hauptgericht noch ein Zwischengericht, das so genannte Entremet.
Nach dem Hauptgericht folgt die Käseplatte und zum Abschluss kommt das Dessert.
Zum Essen wird meist Rotwein und Wasser getrunken. Nach dem Essen servieren die Franzosen einen starken Kaffee mit etwas Schokolade sowie einen Cognac oder ähnliche Spirituosen.
So verschieden wie die französischen Landschaften, so verschieden sind auch die regional typischen Speisen. Die Palette reicht von mediterraner Küche in Südfrankreich bis hin zu deftigen deutschen Spezialitäten mit französischer Verfeinerung im Elsass.
Luxemburg
Auch in Luxemburg wird auf gutes und deftiges Essen und auf einen guten Wein Wert gelegt. Landestypische Gerichte sind zum Beispiel Judd mat Gaardebounen (geräuchertes Schweinefleisch mit dicken Bohnen) sowie Bouneschlupp, eine Bohnensuppe mit Kartoffeln, und die sogenannten Kniddelen, große Knödel, bestehend aus Mehl, Wasser, Eier und Salz. Eine berühmte Spezialität ist der sogenannte Kachkeis, gekochter Käse der oft mit Gewürzen verfeinert wird. Beliebt sind auch einfache, rustikale Terrinen aus Schweinefleisch oder im Herbst aus Reh oder Wildschwein.
Niederlande
Wenn man an die Niederlande denkt, dann zunächst an Käse aus Holland, wobei man meist keinen Unterschied mehr macht zwischen den Niederlanden und Holland, letzteres bezieht sich eigentlich nur auf den nordwestlichen Teil des Landes, auf die frühere Provinz Holland als bedeutendster Provinz der Republik. Am weitesten verbreitet ist der Gouda (Goudse kaas), der seinen Ursprung in der gleichnamigen Stadt hat. Er ist in unterschiedliche Reifegrade eingeteilt. Im Lande selbst spielen außer Käse auch Butter und Fisch eine wichtige Rolle.
Die niederländische Küche liebt einfache und deftige Speisen. Das inoffizielle Nationalgericht Stamppot ist eine gestampfte Mischung aus Kartoffeln und – je nach Art des Stamppot – unterschiedlichem Gemüse. Häufig wird dabei Grünkohl (niederländisch boerenkool) verwendet. In der Regel wird Stamppot mit heißer Rookworst, einer geräucherten Schinkenwurst, und auch angebratenen Zwiebeln gegessen. Die Wurst wird auch häufig mit Sauerkraut (zuurkool) serviert.
Niederländisches Fastfood
In den letzten Jahrzehnten ist eine Fastfood-Kultur entstanden. In diesen Imbiß-Restaurants erhält man Pommes frites (patat, auch frites oder frietjes) mit Mayonnaise, Ketchup (auch gemischt mit Zwiebeln = speciaal/spezial) oder Erdnusssoße (pindasaus/satesaus), dazu Frikandel und in den Küstenorten Kibbeling, frittierte Scholle oder Lekkerbekje (Pangasius oder auch Wittling frittiert) und diverse andere Fischgerichte.
Auch die Niederlande verfügen über eine lange Bierbrautradition. Als Hochprozentige sind der Holland Jenever oder auch Holland gin genannt und Brandwijn, besser bekannt als Brandy, üblich.
Österreich
Während der Deutsche üblicherweise mit drei Mahlzeiten am Tag zufrieden ist, sagt man dem Österreicher, speziell dem Wiener, nach, dass er zum Glücklich sein doppelt so viele benötigt.
Der Tag beginnt mit Milchkaffee, Semmeln, Brot, Butter und Marmelade. Da das nicht lange vorhält, hat man gegen zehn ein Gabelfrühstück nötig, das aus Gulasch oder ein Paar Würstchen bestehen kann.
Mittags ist man wieder hungrig, da gibt es endlich etwas Kräftiges: Suppe, Fleisch mit Gemüse, Kartoffeln und Salat. Und natürlich einen Nachtisch – fast immer eine süße Mehlspeise.
Am Nachmittag entsteht schon wieder ein flaues Gefühl im Magen, es naht die Jausenstunde, eine zu Hause oder in der Konditorei eingenommene Mahlzeit, bei der es nicht nur ums Essen, sondern auch ums Plaudern geht. Es gibt Kaffee, Kuchen und Gebäck, Schlagsahne und auch belegte Brote.
Zum Abendessen wird dann kalter Braten, Wurst Eier, Salat und Käse serviert. Meist wird das zu Hause eingenommen, ein Restaurantbesuch ist eher selten.
Wien und der Kaffee
Der Kaffee gelangte 1683 nach Wien. Während es den Türken nicht gelang, die Stadt einzunehmen, trat das aromatische Getränk dort seinen Siegeszug an. Seit dem 19.Jahrhundert sind die Kaffeehäuser ein fester Bestandteil des österreichischen Lebens. Auch heute noch genießt man dort die Melange (Kaffee mit Milch), die Melange mit Schlag (Schlagsahne) oder den Mokka.
Volksgetränk Nr.1 ist aber das Bier. Es gibt 600 verschiedene Biersorten. Gleichzeitig hat Österreich eine lange Weintradition. Sehr beliebt ist der neue Wein – der Heurige – der am besten gleich beim Winzer getrunken wird.
Polen
Die traditionelle polnische Küche spiegelt zahlreiche Einflüsse, vor allem der geografischen und klimatischen Bedingungen des Landes, wider. Das Nationalgericht der Polen heißt Bigos – ein Eintopf aus Sauerkraut, Fleischstücken, Zwiebeln und Pilzen. Und wie bei vielen Gerichten dieses Landes darf auch hier die fruchtige Süße – in Form von Äpfeln – nicht fehlen. Ebenso wie bei der Kaninchenterrine mit Preiselbeeren, beim Schweinebraten mit Pflaumen oder bei der Ente mit Apfelfüllung.
Neben traditionell einfachen Gerichten, wie Kohlrouladen oder Weißkohlsuppe, sind auch Mehlspeisen sehr beliebt: Am bekanntesten sind Piroggen. Das sind Teigtaschen, die wahlweise süß mit Topfen oder herzhaft mit Pilzen, Sauerkraut oder Faschiertem gefüllt werden.
Vor allem auf die sich häufig verschobenen Grenzen ist es zurückzuführen, dass man unter den landestypischen Speisen den russischen Borschtsch, die böhmischen Buchteln oder den deftigen deutschen Kohleintopf findet. Erkennbar ist auch immer noch der Einfluss der jüdischen Küche, besonders in der Art der Zubereitung kalter Platten mit Fisch in Aspik. Polen gilt als das Mutterland des Wodkas – und der darf natürlich spätestens zum Abschluss eines Essens nicht fehlen.
Tschechien
Die tschechische Küche war einmal neben der italienischen und französischen die beste Europas und hat leider in den 40 Jahren Planwirtschaft sehr gelitten. Aber immer noch oder besser wieder lässt sich die tschechische Küche vor allem von traditionellen altböhmischen Rezepten inspirieren. Deren Grundlage sind Zutaten, die zu Hause produziert werden können, vor allem Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Fleisch. Aus diesen einfachen Zutaten entstehen köstliche und einfallsreiche Speisen, die nur in der tschechischen Küche vorkommen. Hierzu gehören zahlreiche Knödel, eine große Auswahl an Saucen und Suppen, einige Braten und all die herrlichen süßen „Mehlspeisen“.
DAS typische tschechisches Gericht ist Schweinebraten mit Kraut und Knödeln (pečené vepřové maso s knedlíkem, auch vepřo knedlo zélo genannt), mit viel Bratensaft übergossen.
Tschechisch gleich Knödel
Die zahllosen Knödelarten (knedlíky) sind ein Phänomen der tschechischen Küche. Klassisch aus Hefeteig als lange Wurst in einer Serviette im Wassertopf gegart und zum Servieren aufgeschnitten. Daneben gibt es Knödel aus rohen oder gekochten Kartoffeln oder aus beiden in unterschiedlichem Mischungsverhältnis, aus Semmeln, aus Gries, aus Mehl, aus Quark, aus allerlei weiteren Mischungen. Die Knödel können auch rund oder länglich sein, groß oder klein. Auch gebraten. Bis zu 50 Arten lassen sich leicht aufzählen.
Und damit sind wir beim Nachtisch: Denn auch da bilden Knödel den Auftakt. Süße Knödel (sladké knedlíky) aus Hefeteig, Grieß oder Quark, werden mit Obst gefüllt, mit Mohn, geriebenem Quark oder Nüssen bestreut und mit zerlassener Butter übergossen. Es gibt zahlreiche weitere Mehlspeisen.
Mit dem Trinken ist man schnell fertig: Pilsner und Budweiser Bier kennt jeder – weltweit.