Esskultur im Mittelalter

von Horst Glameyer

Die christliche Lehre hatte großen Einfluss auf die Esskultur. Völlerei, eine der sieben Todsünden, galt als besonders verwerflich. Schon damals forderte man, übrig gebliebene Speisen nicht wegzuwerfen, sondern Bedürftigen zu geben.

Wandel in Zeit und Raum

Von der Völkerwanderung um 450 n. Chr. bis zum Beginn der Neuzeit mit der Entdeckung Amerikas 1492 oder dem Anfang der Reformation 1517 umfasst das Mittelalter mehrere Jahrhunderte. Der Übergang von der Antike mitsamt ihrer Kultur war fließend. Vom Mittelmeer bis zum Polarkreis und vom Ural bis zum Atlantik aßen die Menschen, was ihnen die Natur je nach Jahreszeit bot und sie sich durch Ackerbau, Fischfang, Jagd und Tierzucht erarbeiteten. Sie mussten im Laufe der Jahrhunderte neue Anbaumethoden, Arbeitsgeräte und -techniken entwickeln, um Missernten und Hungersnöte zu überstehen. Im In- und Ausland trieben sie mit den unterschiedlichsten Gütern Handel. Die  Hanse, ein Zusammenschluss von anfangs deutschen Fernkaufleuten in Nordeuropa, bestand etwa 400 Jahre vom 13. bis ins 16. Jahrhundert. Zu ihr gehörten viele große sowie kleine Küsten- und Binnenstädte.

Was wurde gegessen?

Grützen und Breie aßen niedrige sowie hochgestellte Persönlichkeiten. Erst nach 1400 gehörte Brot überall zum täglichen Essen. Schweine- und Hühnerfleisch kam häufiger auf den Tisch. Auch gab es Stockfisch (getrockneter Kabeljau, bzw. Dorsch, Seelachs, Schellfisch) besonders zu Fastenzeiten im Binnenland und auf Seeschiffen, weil man ihn längere Zeit lagern konnte. Fleisch hielt sich gut, wenn es eingepökelt war. Zum Süßen der Speisen verwendete man Honig. Heimkehrer aus den Kreuzzügen brachten orientalische Lebensart nach Europa. Wer es sich leisten konnte, machte seine Speisen mit importierten Gewürzen schmackhafter und trank Wein dazu.

Standesvorschriften

Die mittelalterliche Gesellschaft war hierarchisch geordnet. Jeder hatte sich an die jeweilige Kleiderordnung zu halten und sich seinem Stand gemäß zu kleiden. So gab es in  manchen Städten sogar Vorschriften, was man Dienstboten, Gesellen, Meistern oder Kaufleuten zum Essen und Trinken vorsetzen durfte.

Fastenregeln

In der vorösterlichen Fastenzeit sollte der Gläubige nur einmal am Tag etwas zu sich nehmen; aber weder Milch, Butter, Käse noch Eier. Vom Fasten  ausgenommen waren u.a. Kinder, Kranke und Alte. Später im Mittelalter konnte man sich von den Fastengeboten freikaufen.

Tischsitten

Es war üblich, dass Herrschaft und Gesinde gemeinsam im selben Raum aßen. Zu großen Festmählern in der Öffentlichkeit hatte jedermann Zutritt. Zu Beginn des Mittelalters nahmen Frauen ihre Mahlzeiten noch in eigenen Räumen ein, erst später durften sie an Banketts teilnehmen. Im Laufe der Zeit lernte man mit Messer und Gabel zu essen, anstatt  nur mit dem Löffel. Auch stach man nicht länger mit dem Messer in die gemeinsame Schüssel, um keinen zu verletzen, und wusch sich vor und nach dem Essen die Finger.